Die erste Woche auf dem südostasiatischen Festland. Eine Woche Stadtleben, schwüle Luft, brütende Hitze, Schweißausbrüche. Es ist mir ein Rätsel, wie die Malayen und Singapurianer bei den Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit so frisch aussehen können. Ich brauche jedenfalls eine Pause von dem Waschküchenklima in der Stadt.Die Cameron Highlands kommen mir auf meiner Route gen Norden mehr als gelegen. Angenehme 20 Grad, klare Luft und Dorfatmosphäre. Ein Traum. Mehr brauche ich im Moment nicht.
Die Highlands erstrecken sich im malaysischen Inland auf einer Höhe von mindestens 1.200 Metern über dem Meeresspiegel. Blaue Berggipfel, grüne, dschungelbewachsene Hügel, Teefarmen prägen das Landschaftsbild. Die meisten Touristen kommen hier her, um ein bisschen Dschungeltrekking zu machen und auf einer Tour eine der Tee- oder Erdbeerfarmen zu besuchen. Mir ist im Moment einfach mal nach gar nichts tun zumute. Ich genieße die klare Luft, die Ruhe und das Nichtvorhandensein von Sehenswürdigkeiten.
Eine kurzer Dschungelwalk ist jedoch drin. Ich bin hier völlig am Arsch der Welt. Die ersten 2 Stunden treffe ich außer Moskitos kein einziges Lebewesen. Ich versuche, auf den 1.670 hohen Gunung Jasar zu klettern. Die Wegkennzeichnung ist mehr als mies, es gibt hundert Abzweigungen und falsche Fährten und es wird zunehmend nebliger. Als ich oben ankomme, zieht es sich noch mehr zu, es wird geradezu dunkel, mir kommt es vor, als würden sogar die Insekten verstummen. Von der schönen Aussicht habe ich leider nichts, denn alles verschwimmt im Nebel.
Teeplantagen, Erdbeer- und Schmetterlingsfarmen – man kann alles mögliche sehen. Mich haut das irgendwie nicht vom Hocker. Sollen die anderen doch den ganzen Quatsch mitmachen.
Ich fahre tiefer ins Landesinnere. Auf der Weiterfahrt durch die Cameron Highlands sieht man wirklich schöne Landschaften aber auch viele brachliegende Flächen (Bodenerosion?).
Das Ziel ist Taman Negara, der größte malaysische Nationalpark sowie angeblich der älteste tropische Regenwald der Welt(!). Von den Cameron Highlands aus bedeutet das 3 Stunden Busfahrt, anderthalb Stunden Wartezeit und 3 Stunden Bootsfahrt auf dem Fluss. Als wir am Bootsanlager ankommen, wird klar: Das hier ist echter Dschungel. Feucht, warm, dicht, dunkelgrün, geteilt durch den bräunlich-schlammigen Fluss.
Die Bootsfahrt endet in dem Städtchen Kuala Tahan, welches die Basis für die Erkundung des Nationalparks ist. Wir werden direkt in der Agentur des Tourenbetreibers Han Travel abgeladen. Dort versucht man als erstes, uns irgendwelche Touren zu anzudrehen. Ich kriege fast das Kotzen. Bloß schnell weg hier, Unterkunft suchen!
Kuala Tahan ist fast ausschließlich ein für Touristen entwickelter Ort. Es gibt jede Menge Guesthouses und zig von diesen Restaurants, die auf Stelzen am Flussufer stehen. Irgendwie vermisse ich hier Malaysia. Mal schauen was der Dschungel zu bieten hat.
Am nächsten Morgen mache ich mich auf, bewaffnet mit jeder Menge Insektenspray und Unmengen von Wasser. Vor dem Eingang des Parks treffe ich Ricardo aus Mexiko und wir beschließen, den Dschungel zusammen zu bezwingen. Falls wir verloren gehen, ist es zu zweit weniger beängstigend. Wir machen uns zuerst auf zum Canopy Walk, einer 45 Meter hohen und längsten Hängebrücke der Welt. Auf dem Weg traue ich meinen Augen kaum. Der Weg dorthin ist tatsächlich als Bohlenweg ausgebaut! Warum muss man eine Dschungeltour Highheel-tauglich machen?! Wir sind fassungslos. Der Canopy Walk ist ganz nett aber der versprochene Adrenalinkick bleibt aus.
Wir klettern auf einen Berg zum Aussichtspunkt. Der Weg hinunter ist Gott sei Dank noch nicht ausgebaut. Es ist steil, rutschig, schlammig, wir hangeln uns an Seilen hinunter, klettern über riesige wuchernde Baumwurzeln und versuchen, den fiesen Blutegeln aus dem Weg zu gehen, die überall aus dem Boden spähen. Ja, so habe ich mir das schon eher vorgestellt.
Die Dschungelgeräusche sind genial, aber leider sehen wir keine Tiere, außer 3 cm großen Riesenameisen und riesigen, leuchtend blauen und grünen Schmetterlingen. Um die Tiger, Affen, Elefanten und Tapire zu sehen, muss man wohl schon für mehrere Tage in den Dschungel gehen.
Dschungelfanatiker werden Taman Negara sicherlich ganz toll finden. Ich fand es ganz nett, wirklich begeistert hat es mich aber nicht. Der Tourenagentur Han Travel ist ein Monopolist, man kommt an denen einfach nicht vorbei, wenn man in den Park rein oder raus will. Das hat einen komischen Beigeschmack. Es wird eine Parallelwelt für Touristen geschaffen, mit Infrastruktur, Transport, Verpflegung und Unterkunft. Es ist einfach nicht authentisch. Wie soll man denn da Land und Leute kennen lernen? Vielleicht ist der schleimige, schwüle Dschungel auch einfach nicht mein Element.
Ich versuche es demnächst wieder mit Strand!