Strandurlaub und Surfen im Süden – check, Kultur in Ubud – check, Tauchen und Schnorcheln im Osten – check, Reisfelder, Dörfer und Tempel im Inselinneren – check.
Was fehlt noch? Der Norden! Was gibt es dort? Keine Ahnung, einfach mal hin!Ich steuere den Urlaubsort Lovina an. Es ist ziemlich unspektakulär hier. Der Strand ist so lala. Der Sand ist gräulich-schwarz und das Meer ist platt wie ein See. Lovina hat weder die aufgeladene Stimmung Kutas noch den ultra-relaxten Vibe und die Traumszenerie der Gilis. Dafür ist es ziemlich günstig hier. Mein Zimmer hat das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, das ich bisher auf Bali hatte. Blick auf Reisfelder und Bergpanorama inklusive. Ansonsten ist es hier recht unspannend.
Lovina eignet sich allenfalls als Ausgangspunkt für die Erkundung des Nordens und der Central Mountains. Also los, noch eine Tour, nützt ja nichts.
Mehr als 90 % der Balinesen haben den hinduistischen Glauben, aber es gibt kleine Minderheiten von Moslems, Christen und Buddhisten. Die balinesische Form der Hindu Religion hat angeblich einige Gemeinsamkeiten mit dem buddhistischen Glauben. Der einzige buddhistischen Tempel Balis, Brahmavihara Arama, liegt im Norden, im Dorf Banjar, auf einem kleinen Hügel. Er ist Tempel und buddhistisches Kloster zugleich und offen für Besucher, wird aber nicht als die Mega-Touri-Attraktion verkauft (wie die meisten balinesichen Hindu-Tempel). Neben uns sind nur eine Handvoll Besucher da. Jeder, der möchte, kann für einige Tage zum Meditieren herkommen. Ein wunderschöner und ruhiger Ort.
Wenige Kilometer von Banjar entspringen heiße Quellen aus dem Boden. Das Wasser rieselt aus den Mäulern von drachenähnlichen Statuen und zirkuliert durch drei verschiedene Pools inmitten einer wunderschönen von Regenwald umgebenen Gartenanlage. Es ist wirklich sehr warm, rund 37 Grad, und soll heilende Eigenschaften haben. Die Hot Springs werden sowohl von Touristen als auch den Locals besucht. Man kann sich von dem herunterströmenden Wasser eine handfeste Schultermassage verpassen lassen. Es ist wirklich nett aber alles andere als erfrischend. Viel zu warm!
Die Szenerie in den Central Mountains ist wirklich spektakulär und bietet fantastische Aussichten auf Reisterrassen, Vulkane und Kraterseen… Bali ist so abwechslungsreich, wer nur in Kuta bleibt, hat wirklich nichts von Bali gesehen.
Wir machen einen kleinen Schlenker um zu einem der größten Wasserfälle Balis in der Nähe von Munduk zu gelangen. Man muss einen kleinen Walk durch den Regenwald zurücklegen, wird aber belohnt – wenige Touristen, keine Kommerzialisierung der Natur, ein gewaltiger Wasserfall, der in einen kleinen Pool strömt, wie gemalt.
Für ihre Tempel haben die Balinesen die dramatischsten Szenerien ausgesucht. Pura Ulun Danu Bratan ist zwar ein relativ kleiner Tempel aber die Location ist mal wieder unübertrefflich. Der Tempel wurde im 17. Jahrhundert auf einer kleinen Insel, nahe am Ufer des Lake Bratan gebaut. Die Reflexion des Tempels im See und die von den Wolken fast verschleierte Bergkulisse sind wirklich magisch.
Das finden auch rund 10.000 andere Leute. Jeder will ein Foto von sich mit der Tempelanlage im Hintergrund schießen. Um die Touri-Massen zu umgehen, müsste man eigentlich ganz früh Morgens herkommen.
Bali ist eine kleine Insel, aber so reich an Kultur, wunderschönen Landschaften und Natur – man könnte hier Monate verbringen. Ich habe vielleicht 10% der Insel gesehen und das ist sicherlich mehr, als der Durchschnittsurlauber mitbekommt, der für eine Woche nach Bali fährt. Was Bali jedoch definitiv nicht ist: Ein unberührtes tropisches Paradies mit endlosen weißen Sandstränden. Wer mit diesen, von der Tourismusindustrie geschürten Erwartungen herkommt, wird bitter enttäuscht. Bali ist Massentourismus. Wer damit klarkommt, kann hier jedoch eine extrem gute Zeit haben.