Tempel und Reisfelder tief im Zentrum von Bali

Ich muss feststellen, dass jeder Ort auf Bali, an dem ich bisher war, einen anderen Schlag Touristen anzieht:

Kuta: Viele Australier und Party-Touristen, die hier die Sau rauslassen und ohne Ende Party machen. Auch Russen, die zum ersten Mal im Leben surfen.

Bukit Halbinsel: Serious surfer dudes aus der ganzen Welt.

Ubud: Europäer. In der Regel Familien oder Paare, die etwas mehr Stil haben, als die meisten Kuta-Urlauber. Angeblich auch allein reisende Frauen um die 30… die wie Julia Roberts in „Eat Pray Love“ nach Ubud reisen, um einen Guru oder die  Liebe zu finden (diese Beobachtung teilte mir eine holländischen Familie mit. Hmmm? Wovon reden die?)…

Ich frage mich: Wo sind die gewöhnlichen Backpacker?!?

Angeblich soll Padangbai im Südosten Balis eines der Backpacker-Zentren sein. Also nichts wie hin.

Wer in Padangbai irgendetwas braucht, sei es ein Zimmer, Nahrung oder „Transport!“, muss nicht lange suchen. Die Balinesen sind hier so penetrant, wie es nur geht, und quatschen jeden orientierungslosen Backpacker an. Ihre Verkaufsstrategien sind verdammt ausgetüftelt. Innerhalb von Sekunden kriegen sie jeden dazu, wenigstens kurz stehenzubleiben. Ehe man sich versieht, findet man sich plötzlich in irgendeinem Bungalow oder Zimmer wieder.

Die meisten Leute kommen nach Padangbai, um von hier aus ein Boot zur Nachbarinsel Lombok zu nehmen. Für diejenigen, die hierbleiben, gibt es nicht viel zu tun. Der Strand ist im Prinzip nur ein Anlegeplatz für Boote.

Man muss über einen Hügel klettern und einen höllisch steilen Schotterpfad herunterrutschen, um zu einer kleinen versteckten Bucht zu gelangen. Wer den Weg auf sich nimmt, wird belohnt mit weißem Sand, Palmen und türkisblauen Meer.

Hier in Padangbai treffe ich tatsächlich auch endlich auf einige junge Leute, die Backpäcker-mäßig unterwegs sind.

Aber ansonsten hat Padangbai nicht wahnsinning viel zu bieten… Ok, es ist stinklangweilig hier. Wirklich nichts zu tun.

In meiner Verzweiflung buche ich eine Tour. Die bietet hier fast jeder an, der ein Auto besitzt. Es gibt nichts einfacheres, als auf Bali einen privaten Fahrer zu finden, der für relativ wenig Geld einen ganzen Tag überall mit einem hinfährt, wo man möchte. Um es günstiger zu machen, schlägt man mir vor, die Tour auf dem Roller zu machen. Warum eigentlich nicht?

Wir starten am nächsten Morgen. Das erste Ziel ist Pura Besakih – der größe, wichtigste und heiligste hinduistische Tempel Balis, auch „Mother Temple“ genannt. Er liegt ca. 1.000 Meter hoch am Hang von Gunung Agung, dem größten und aktiven Vulkan der Insel.

Was mir sofort als Erstes auffällt: Kaum verlässt man die Küste und fährt ein bisschen ins Inselinnere, hat man das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein. In den Dörfern und auf den Feldern nimmt das Leben ungerührt von jeglicher touristischen Infrastruktur seinen Lauf. Immer wieder müssen wir halten, weil ich mich wegen der schönen Aussicht nicht einkriegen kann. Traumhafte Reisfelder, wo man nur hinschaut. Sie schmiegen sich wie Riesenstufen an die grünen Hügel. Wie aus dem Bilderbuch.

Eine Feuerbestattungszeremonie

Die Tempelanlage von Pura Besakih ist gigantisch. Sie besteht aus rund 200 Gebäuden und unzähligen Schreinen. Es finden  Zeremonien statt, alles ist geschmückt, die Touristen mischen sich unter die zeremoniell gekleideten Balinesen, es duftet nach Räucherzeug, Blumen und Reis. Wirklich großartig. Wenn man nur einen balinesichen Tempel sehen will, dann sollte es Pura Besakih sein.

Bali hat unendlich viele Tempel, die über die ganze Insel verstreut sind. Auf dem Weg liegt schauen wir noch im Bat Cave Temple vorbei. Wie der Name schon erahnen lässt, wurde der Tempel an einer Höhle gebaut, von dessen Decke unzählige kleine Fledermäuse hängen.

Klunkung war einst das Zentrum des ehemaligen Königreichs Balis. Ein Beispiel für balinesische Architektur aus der Zeit der ehemaligen königlichen Dynastie ist Kerta Gosa, ein wunderschöner königlicher Justizpalast, der früher als oberster Gerichtshof diente.

Man könnte Monate auf Bali verbringen, um alle architektonischen und kulturellen Schätze der Insel zu sehen. Ich bin schon nach einem Tag von den vielen Eindrücken völlig geplättet.