Zwischen Kambodscha und Thailand – oder der Grenzübergang des Grauens

Als wir Battambang in Richtung Poipet an der thailändische Grenze verlassen wollen, beginnt in Kambodscha die Regenzeit. Karo und ich kommen auf den allerletzten Drücker am Bussteig an. Wir stehen im dichten Menschengedränge, der Boden ist voller Matsch, Pfützen. Und weit und breit nichts Genießbares zum Frühstück zu finden. Kambodscha wird langsam anstrengend.

Kambodscha ist ein sehr interessantes Land mit großem kulturellen Erbe und bezauberndes Menschen.

Kids, Kambodscha

Aber Kambodscha ist auch sehr arm. Das kann man schon mal vergessen, wenn man sich nur in den hübschen Vierteln von Phnom Penh oder Siem Reap aufhält. Eine gute Schul- bzw. Ausbildung, medizinische Versorgung, soziale Absicherung – für den Großteil der Khmer liegt das in weiter Ferne. In Kambodscha wird man ständig mit Armut konfrontiert. Wie oft habe ich aus dem Busfenster Kinder gesehen, die nach etwas Brauchbarem in Müllbergen suchen, die nie weggeschafft werden, weil es kein richtiges Entsorgungssystem gibt… während ich im klimatisierten Bus sitze um zum nächsten schönen Ort zu fahren. Für mich ist es oft schwierig damit umzugehen.

In Entwicklungsländer zu reisen ist zwar spannend und abenteuerlich aber auch anstrengend. Armut, Berge von Abfall, Gerüche, von denen einem schwindelig wird, mangelnde Hygiene, Essen, das man lieber nicht anrühren will, weil man es nicht verträgt… diese Erfahrungen gehören zum Reisen in der dritten Welt dazu. Man wird ein bisschen unempfindlicher, aber mit der Zeit zehrt es ein bisschen.

Dass ich auch noch in der heißesten Periode des Jahres (unmittelbar vor der Regenzeit) in Kambodscha bin, macht die Sache nicht einfacher. Ich bin wirklich froh, dieses Land besucht zu haben, aber jetzt freue ich mich auch wieder auf das “einfachere” Thailand.

Wir kommen gegen 11 Uhr vormittags an der kambodschanisch-thailändischen Grenze in Poipet an und wollen um 14 Uhr mit dem Zug nach Bangkok weiterfahren. Karo und ich sind der Meinung, genug Pufferzeit eingeplant zu haben und wir stressen uns nicht.

Wir haben nicht damit gerechnet, dass Poipet einer der schlimmsten Grenzübergänge in Südostasien sein soll – in beide Richtungen. Wir reihen uns in die Schlange ein und füllen schon mal vorsorglich die „Arrival Card“ für Thailand aus. In der ersten Stunde passiert nichts. Wir stehen immer noch da, wo wir angekommen sind. Der Nieselregen setzt wieder ein. Ohne sie zu sehen, entwickle ich langsam einen latenten Hass gegen die faulen Pass-Stempler. Wahrscheinlich sind sie noch zu betrunken von der wilden Neujahrs-Feierei und halten gerade eine Siesta?

Unsere Beine schmerzen vom Stehen, die Luft ist stickig, von hinten drängelt eine chinesische Reisegruppe und wir hätten echt nichts gegen einen Frühstücks-Lieferservice. Unseren Mit-Wartenden sieht man an, dass sie nicht weniger leiden. Wie lange geht das noch so? Bei dem Tempo womöglich noch den ganzen Tag…

Nach geschlagenen vier Stunden (!) bekommen wir endlich unseren Einreisestempel. Unser Zug ist natürlich längst weg. Ein Paar Minivan-Schlepper wollen uns überteuerte Tickets nach Bangkok verkaufen. Ohne zu wissen wohin, laufen weiter, in der Hoffnung, einen gescheiten Transport zu finden, ohne zu sehr abgezockt zu werden. Eine nette Thai-Oma lehnt lässig an einer Schranke und bietet uns ein günstiges Ticket in einem großen, komfortablen Bus an. Darauf haben wir gewartet. Das ist es! Liebe Thai-Omi, wir werden dich nicht vergessen! Kop-khun-kha!

Endlich raus aus Poipet. Bye bye Cambodia!

Wir sind in Thailand!

Es könnte kaum deutlicher sein. Die Straßen sind gut, der Bus kommt schnell voran. Und das beste: Kein hirnamputiertes Gehupe mehr! Das hat mich besonders in Vietnam wahnsinnig gemacht und die Kambodschaner sind in der Hinsicht leider auch nicht viel besser. Komisch – bei den Thais geht es auch ohne!

Sogar die Landschaft ändert sich abrupt. Alles ist viel grüner, es liegt kaum noch Müll herum. Im Vergleich mit Kambodscha wird mir wieder klar, wie weit entwickelt Thailand ist.

Es ist schön, wieder in Bangkok zu sein. Ich fühle mich hier inzwischen wie zu Hause. Die Stadt ist riesengroß, aber alles ist easy. Es gibt den BTS Skytrain, Taxis mit Meter, 7Eleven, unendlich viele Essensoptionen, Shopping, Party Kultur, einfach alles was man braucht.

Ich liebe diese Stadt!