Vorbereitungen für Burma

Burma (Myanmar) ist ein Land, mit dem man sich ein wenig beschäftigen muss, bevor man reist – allein um die Entscheidung zu treffen: Soll ich überhaupt reisen? Und wenn ja, wie?

Seit 1962 stand Burma unter einer extrem repressiven Militärherrschaft, bis diese in 2011 durch eine zivile Regierung abgelöst wurde. Das erste Mal seit 20 Jahren wurde ein neues Parlament gewählt, Oppositionskandidaten wurden aber nur begrenzt zugelassen. Für viele ist das ein erster Schritt zur Demokratisierung des Landes. Kritiker sind aber der Meinung, dass die neue Regierung eine Tarnung ist, denn die alten Funktionäre der Militärjunta mischen da immer noch mit. Wie zum Beispiel der aktuelle Präsident Thein Sein – er ist selbst ein ehemaliger General der Junta.

Burma war in den letzten 50 Jahren alles andere als ein freies Land. Unterdrückung, Zensur, Zwangsarbeit, Zwangsräumungen und andere Menschenrechtsverletzungen waren Alltag. Regierungskritikern drohten Folter und Gefängnis. Freie Presse existierte nicht, Informationen von außen waren nicht zugänglich, Bücher wurden verbrannt.

Aung San Suu KyiSeit den 80er Jahren hat sich eine Frau für die gewaltlose Demokratisierung eingesetzt: Aung San Suu Kyi, Tochter des “Nationalhelden” Aung San, der für die Unabhängigkeit Burmas von Großbritannien gekämpft hat. Allen Drohungen zum Trotz führte Aung San Suu Kyi einen Wahlkampf mit ihrer neu gegründeten Partei National League for Democracy (NLD), bis sie schließlich 1989 zum ersten Mal unter Hausarrest gestellt wurde.

1991 wurde ihr der Friedensnobelpreis verliehen, den sie aber nicht entgegennehmen konnte. 2010 wurde sie schließlich aus ihrem insgesamt 15 Jahre andauernden Hausarrest entlassen. Sie hätte ihr Land verlassen können, um zu ihrer Familie nach England zu reisen, aber da sie ein Wiedereinreiseverbot fürchtete, blieb sie da.

Seit letztem Jahr ist Aung San Suu Kyi Abgeordnete im Parlament. 2015 sind neue Parlamentswahlen in Burma angesetzt, für die Suu Kyi als Parteivorsitzende der NLD kandidieren will.

Es gibt übrigens einen interessanten Film über ihr Leben: “The Lady”. man kann sich den vollen Film auf youtube ansehen. Lohnt sich auch als nicht-Burma-Reisender.

Burma ist ein innerlich sehr zerrissen. Es gibt viele ethnische Minderheiten, die Rebellenkämpfe gegeneinander führen. Zudem werden die Spannungen zwischen den Mehrheits-Buddhisten und den Minderheits-Muslimen immer stärker. Drogenanbau und Korruption sind weitere Themen, die nicht einfach zu lösen sind.

Seit einigen Jahren öffnet sich Burma mehr für Tourismus. Das Problem ist, dass viele Hotels und andere Institutionen der Regierung gehören und man diese als Tourist somit unterstützen, wenn man sie benutzt. Auch der Zugang zu einigen touristischen Attraktionen wird von der Regierung kontrolliert. Andererseits gibt es auch zunehmend private Gästehäuser, Restaurants, Busunternehmen, für die der Tourismus eine Existenzgrundlage darstellt.

Ich entscheide mich für eine Reise nach Burma. Ich werde Hotels, die in Besitz der Regierung sind, meiden, und meine Kohle so gut es geht, in private Unternehmen streuen. Außerdem sind Touristen ein wichtiges Informationsmedium für ein Volk, das so viele Jahre von der Außenwelt abgeschnitten war.

Eine Reise nach Burma kann etwas kompliziert sein. Das Land ändert sich in einem Wahnsinns-Tempo. Informationen von ehemaligen Burma-Reisenden sind teilweise nach wenigen Wochen veraltet.

Zum Beispiel das Thema Bargeld: Bis Anfang 2013 gab es keine Bankautomaten im Land. Man musste sich das Geld für die gesamte Reise vorab im Ausland besorgen, und zwar: nagelneue und perfekte US-Dollar. Ein kleiner Knick in der Banknote und der Schein wird nicht akzeptiert. Inzwischen gibt es an vielen Orten Bankautomaten, an denen man Kyat, die nationale Währung bekommt.

DSC_0788_thumb.jpgEin Visum bekommt man in der burmesischen Botschaft in Bangkok. Pat und ich erscheinen um 8 Uhr morgens, eine Stunde vor Öffnung und finden bereits eine sehr lange Warteschlange vor. Burma scheint als Reiseziel also immer beliebter zu werden. Das Visums-Prozedere ist ein bisschen umständlich. Fotos, Kopie des Flugtickets und ein dreiseitiger Antrag mit detaillierten Angaben, wie Name des Vaters, aktueller und ehemaliger Job, Arbeitgeber werden benötigt. Du meine Güte!  Warum wollen die das alles wissen?

Aber wir dürfen zwei Tage später wiederkommen und unsere Pässe abholen. Yippie!!!