Reisepause auf Bali

Jeder Backpacker hat seine Lieblingsorte, an die er immer wieder zurückkehren möchte. Aus welchem Grund auch immer. Das Schlimmste dabei ist, dass man alles mit seinem Lieblingsort vergleicht. Was führt mich also zurück nach Bali? Und vor allem: warum Kuta?Kein Strand ist besser dafür geeignet, um zum Spaß ein paar Wellen zu fangen, als Kuta Beach. Der Beachbreak am Kuta Beach ist zwar nicht so immer schön, aber dafür ziemlich sicher und je nach Ozean-Bedingungen für jedes Level geeignet, vom blutigen Anfänger bis zum Pro. Surfbretter jeglicher Art und Größe, Essen, Getränke, Taschen-Aufpasser, gute Gesellschaft und kühles Bier – alles ist direkt am Strand erhältlich. Man muss sich wirklich um nichts Gedanken machen. Kuta Beach ist easy und macht extrem viel Spaß. Klingt ziemlich logisch, oder?

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Das Andere, was mich an diesem Ort reizt, ist nichts so einfach erklärbar. Denn fast jeder, der zum ersten Mal nach Kuta kommt, flieht spätestens nach ein paar Tagen wieder. Zu laut, zu hektisch, zu viele nervige Straßenhändler, Menschen und Roller. Diejenigen, die Ruhe und Entspannung suchen, hassen Kuta Beach. Fast jeder Kurzzeit-Bali-Urlauber schaut mich mit großen Augen an, wenn ich sage, dass ich schon seit mehreren Wochen in Kuta bin.

Nach Monaten des Herumreisens, der sich ständig wiederholenden, aufregenden, aber auch manchmal ermüdenden Suche nach schönen Orten, Unterkunft und netten Leuten habe ich einfach mal Lust dort zurückzukehren, wo ich mich wohlfühle, auskenne und eine Reisepause einlegen kann. Wo ich immer wieder die selben Gesichter sehe.

Kuta ist nicht gerade besonders schön, aber man kann hier so viel Spaß haben! Kuta hat diese Energie, man kann es pure Lebensfreude nennen. Surfen, Beachlife, Party – darum geht es hier. Und es ist nirgendwo einfacher, nette und coole Leute – oder gute alte Frende – zu treffen.

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Was Kuta sehr angenehm macht, ist die Verschmelzung von balinesischer Tradition und westlichem Standard. Es ist fast überall sehr sauber, die Shops, Restaurants, Bars und Hotels könnten auch irgendwo in einer hippen australischen Stadt stehen. Party machen kann man in Kuta und im stylishen  Seminyak jede Nacht ohne Ende. Auf der einen Seite ist es ganz angenehm, dass man alles findet, um seine westlichen Bedürfnisse zu stillen. Die Kehrseite ist der zunehmende Befall durch McDonalds‘, Starbucks, KFC & co. Aber in den kleinen, labyrinthartigen Gassen findet man überall typische balinesische Häuser, Tempel, Schreine, Statuen… wenn man Ohren und Augen öffnet, wird man mal Zeuge von Hindu-Zeremonien oder Gamelan-Konzerten in den Seitenstraßen oder sogar direkt am Kuta Beach. Die Frauen in meinem Homestay legen jeden Morgen kleine Körbchen mit Opfergaben aus Blumen, Reis, Crackern und Räucherstäbchen für die guten und bösen Geiser aus. Männer in Sarongs und Stirntüchern düsen auf ihren Bikes durch die Gegend. Wenn ich Nachmittags in meinem Zimmer bin, höre ich häufig hypnotische Zeremonie-Musik aus dem Tempel nebenan. Diese Dinge machen einen großen Teil meiner Bali-Erinnerungen aus.

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Ich habe so einige Westler kennen gelernt, die hier entweder leben oder für mehrere Monate im Jahr herkommen, um zu surfen, chillen und das Leben zu genießen. Irgendwo bricht immer eine Welle, auch wenn man sie manchmal suchen muss. Kuta Beach ist zum Surfen die Nummer 1, weil es einfach zu erreichen und relativ sicher ist. Hier tummeln sich tagtäglich Horden von Surfschülern (ganz vorne dabei sind die Russen). Die wirklich guten Surfer haben jedoch eine Auswahl von traumhaft schönen und manchmal fast einsamen Spots. Ja, Bali ist wirklich ein surfers‘ paradise.

Kuta Beach ist mein Kiez. Wenn die Wellen gut sind, brauche ich nichts anderes zum glücklich sein. Viele, viele Stunden habe ich am Kuta Beach verbracht.Chillen – pre und post surfing, zum Sonnenuntergang und danach… An Beachlife kann man sich schnell gewöhnen!

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Bei denen die es können, sieht es so einfach aus! Warum muss etwas, das so geil ist, gleichzeitig so schwer sein? Und was macht dieses Beginner chick eigentlich hier?

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Oooooooohhhhhh….. platsch….!!!

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Klar hat Kuta auch ihre nervigen Seiten. Der Straßenverkehr ist total verrückt. Kuta muss die höchste Dichte an Motorbikes der Welt haben. Ich staune jedes mal wie hunderte von Menschen es schaffen, sich mit Bike und Surfbrett durch die engen, Gassen und in jede kleinste Lücke zu zwängen ohne dass irgendwas passiert. Das ist Indo-Style. Es scheint keine Regeln zu geben, aber es funktioniert irgendwie.

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Auch das ständige Angequatsche der Straßenhändler und Spa-Damen nervt häufig. „yes, massaaaas?!; yes, transport?; yes, darling, have a look, cheap price, only one dollar!“ Aber mit der Zeit, nimmt man auch das gelassen hin.

Wenn ich mal genug von Kuta habe, fahre ich einfach mal für einen Tag irgendwo hin. Tempel, Reisfelder, Dörfer, Strände im Süden… man muss nicht weit fahren, um das „echte“ Bali zu sehen.

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Bali gilt als die reichste Insel in ganz Indonesien. Aber leider landet das große Geld meist nicht in den Taschen der Balinesen. Die meisten Hotels, Resorts und Shopping-Malls sind in javanesischer, chinesischer oder westlicher Hand. Als Haupt-Tourismusort zieht Bali Menschen aus ganz Indonesien an, die sich hier ein besseres Leben als Beachboy, Warung-Besitzer, Klamottenverkäufer oder Arbeiter im Spa erhoffen. Ihr Lebensstandard ist weit von unserem entfernt. Aber sie strahlen viel mehr Lebenszufriedenheit aus. Sie sind lustig, sie scherzen, flirten und lachen… Klar wollen alle irgendwie auch an deine Kohle, aber sie lassen dich in Ruhe wenn sie merken, dass mit dir kein Business zu machen ist. Und bleiben trotzdem nett und lustig. Wen diese Fröhlichkeit nicht berührt und ansteckt, der muss wirklich total abgestumpft sein. Ich frage mich immer wieder, warum wir Europäer nicht auch ein wenig entspannter sind. Verglichen mit dem Rest der Welt haben wir es doch wirklich saugut. Warum sind wir so versessen darauf, immer alles maximieren zu müssen und mehr und mehr Besitztümer anzuhäufen, die uns das Leben vermeintlich schöner und einfacher machen? Und warum beklagen wir uns trotzdem ständig, dass irgendwas nicht gut genug ist?

Nach über 10 Monaten hat die Suche nach schönen Orten und das Abklappern von Sehenswürdigkeiten nicht mehr die hohe Bedeutung wie zu Beginn der Reise. Wichtiger sind für mich Erlebnisse und vor allem – die richtigen Leute. Es ist schön, vertraute Gesichter und neue Freunde um mich herum zu haben. Denn das macht Reisen erst richtig großartig.

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1 comment

  1. Kathrin

    Ein wunderschöner Beitag und endlich mal ein paar Bilder von dir! Du strahlst :-) Und siehst großartig aus! <3