Bangkok, die asiatische Supermetropole

Ich geb’s ja zu, ich bin ein wenig schreibfaul geworden. Das liegt daran, dass ich gerade eine Pause vom Reisen mache. Und zwar auf Bali. Mein Flug nach Bali ging von Bangkok aus – eine der geilsten Metropolen, die ich kenne.Alleine die Anreise von Koh Tao nach Bangkok ist ein kleines Highlight. Mit der Fähre geht es zunächst nach Chumphon auf’s Festland. Der einzige Grund, nach Chumphon zu fahren, ist die Verbindung zu den Inseln im Golf von Thailand. Dass dies ein nicht touristischer Ort ist, merkt man sofort daran, wie die Thais einem gegenübertreten. Sie grüßen, sie lächeln freundlich, sie sind hilfsbereit. Keine Spur mehr von dem gelangweilten Blick, der mir so oft auf Koh Tao und den anderen Inseln begegnet ist. Dort scheinen die Thais einfach übersättigt vom Anblick des weißen Touris zu sein und die meisten sind nur so freundlich wie gerade nötig, um dir irgendetwas zu verkaufen.

Im Nachtzug nach Bangkok bin ich das einzige Weißbrot. Das ist absolut landestypischer Transport. Die Sitze im Massenabteil werden einfach zu Betten ausgeklappt. Ich versuche in dem 80 cm breiten oberen Bett eine einigermaßen bequeme Position zu finden. Der Ventilator quietscht, der Mann neben mir zersägt einen Dschungel, alle Ansagen sind auf Thai. Bei den größeren Stopps wird der Zug von Thai-Mammas gestürmt, die Suppe, Getränke und Snacks verkaufen. Man kommt sich ein wenig verloren vor, aber es ist auch irgendwie lustig. So habe ich mir Reisen in Asien vorgestellt.

Die nicht so schönen Seiten des Reisens in Südostasien lassen am Hauptbahnhof in Bangkok nicht lange auf sich warten. Den richtigen Bus zu finden ist unmöglich, jeder Thai, den man fragt, schickt einen in eine andere Richtung. Die Taxifahrer behaupten stur, ihr Taxometer sei kaputt und bieten dir einen völlig überteuerten Fixpreis an. Man muss ein wenig Geduld aufbringen, um sich im asiatischen Großtadtgewusel zurechtzufinden, eine passable Unterkunft zu finden und nicht zu sehr abgezockt zu werden.

Bangkok ist eine Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten. Egal, was man sucht, man findet es hier definitiv! Die Khao San, die wohl berühmteste Straße der Stadt, ist zu jeder Tages- und Nachtzeit wie ein Bienenstock. Totale Reizüberflutung. Kitsch, Souvenirs, Fakes, Klamotten, Frühlingsrollen, gegrillte Hühnchen, Tattoos, harte Drinks, Party bis zum Umfallen, gefälschte Dokumente (Bahncard 100? Kein Problem, gibt’s hier auch!), Pokemon-Luftballons… man bekommt alles. Was hier abgeht, ist einfach total crazy.

Auch die Shopping Viertel sind der Wahnsinn. Straßenstände, Märkte, Asia- oder Western-Style Malls, riesige, zigstöckige Elektronik-Center (jeder Saturn-Laden ist dagegen ein Pups)…  Shopping-Willige werden kein Problem haben, ihre Kohle ruck-zuck loszuwerden.

Die Thais haben eine Vorliebe für Gold, Kitsch und Blingbling. Die buddhistischen Tempel sind so üppig mit Gold und Glitzer verziert, dass es manchmal an die Grenze meiner ästhetischen Empfindung für Architektur geht. Goldene Dächer, goldene Buddhas, buntes Mosaik, wo man nur hinschaut. Das historische Viertel östlich des Phraya Flusses ist voll davon. Überall sieht man Mönche mit orangefarbenen Roben, die durch die Straßen laufen, in den Tempeln beten und in Cafés Latte schlürfen. Mein Bedarf an Tempel-Sightseeing wird spätestens in Bangkok gestillt.

Was Straßenverkehr angeht, kann Bangkok ein Alptraum sein. In der rush hour geht manchmal gar nichts, Stau auf achtspurigen Straßen ist ein alltägliches Bild. Das Metro-Netz ist nicht über die ganze Stadt verteilt, das Bussystem wird mir für immer ein Rätsel bleiben, um die Tuk Tuk-Fahrer mache ich einen großen Bogen (übelster rip-off), also bleibt manchmal nichts anderes übrig, als sich in eines der pinkfarbenen Taxen zu setzen und zu hoffen, dass der Fahrer das Ziel kennt und meine mitgebrachte Straßenkarte lesen kann.

Ich habe noch nie eine Stadt gesehen, die so voller krasser Gegensätze ist.

Das moderne Bangkok:

Zwischen der Betonwüste aus Wolkenkratzern, Business-Towers und den schicken Hotels kann man shoppen bis zum Umfallen. Der modern-asiatische Standard reicht über westlichen Luxus bis zur Dekadenz.

Im tiefsten Chinatown:

In den engen Gassen läuft man an runter gekommenen Häusern und kleinen Werkstätten vorbei, in denen schwarz verschmierte Männer an Motorbikes schrauben oder irgendwelche Eisenteile schmieden. Als Westler trifft man auf unbekanntes Streetfood, Märkte, die nur für Locals ausgelegt sind und viele neugierige Blicke.

Das alte Viertel:

Prunkvolle Tempel, Buddha-Statuen und flanierende Mönche zeugen von tiefem, praktizierten Buddhismus.

Die Ausgehviertel:

Table-Dance Bars, Männerclubs, Ping Pong Show (wer noch nie davon gehört hat, kann es googlen), Neon und vor allem Rotlicht ohne Ende dominieren das Straßenbild. Es ist einfach zu krass, wie offensichtlich man hier mit dem Thema Prostitution umgeht. Und alle fiesen Klischees über alte, westliche Männer, die auf Thai-Girls, Ladyboys und andere Dinge aus sind, bestätigen sich hier.

Der kleinste gemeinsame Nenner ist der wahnsinnige Straßenverkehr.

Und natürlich das Essen! Thai-Food ist einfach köstlich. Das beste Essen kriegt man an irgendwelchen Straßenständen, dort, wo die Locals hingehen. Einfach aber gut.

Besonders erstaunlich finde ich, dass die Thais trotz der Hektik, des Lärms und des Übermaßes an allen anderen akustischen, optischen und olfaktorischen Reizen in dieser asiatischen Wahnsinns-Metropole, einfach die Ruhe weg haben. Die meisten sind total entspannte, nette und höfliche Leute.

Bangkok ist einfach eine geile Stadt.

6 comments

    • Alexandra

      Hallo liebe Vreni! Nach einem Dreivierteljahr des Herumreisens und des Abklapperns von Sehenswürdigkeiten hatte ich einfach wieder Lust, für einige Zeit an einen Ort zurück zu kehren, der mich verzaubert hat. Und einfach mal zu chillen. ;) LG!!

  1. S. Lang

    Wann kommt madame denn wieder?
    Schaffst du es zum 23.12. zum Stufentreffen, oder muss ich alleine Rauchen und Havanna Cola trinken :-(

    • Alexandra

      Haha, sorry dass ich dich am 23.12. hängen lasse, Sebastian! Werde wohl irgendwann Anfang nächsten Jahres wiederkommen. Trink einen für mich mit!