Burma ist ein wirklich besonders Land. Man merkt sofort, dass es viele Jahre von der Außenwelt geradezu abgeschnitten war. Das Land unterscheidet sich zum einen kulturell recht deutlich von Thailand und den Indochina-Ländern. Zum anderen waren unsere Erlebnisse und zwischenmenschlichen Begegnungen hier so intensiv und spannend wie in keinem anderen Land.
Burma ist sehr speziell. Das wird unmittelbar nach unserer Ankunft in Yangon deutlich.
Wir kommen an einem schwül-heißen Abend an und machen uns auf die Suche nach einem Hotel, was nicht schwer ist, denn jeder Zweite, den wir auf der Straße treffe, will uns dabei helfen (und dabei handelt es sich nicht um Schlepper!). Nach einer Stunde sind wie berauscht von den ersten Eindrücken. Die Häuser, Tempel, Schriftzeichen, Menschen, Gerüche und Geräusche sind so komplett anders als in den anderen südostasiatischen Ländern.
Wir kommen uns vor, wie die einzigen weißen Touris in der Stadt. Wildfremde Menschen strahlen uns an grüßen uns. Eine indisch-burmesische Frau gibt uns die in einem kleinen Blatt eingewickelte Betelnuss zu probieren. Aus einem Lautsprecher in einer ruhigen Seitenstraße kommt ein seltsamer hypnotischer Singsang. Der Duft von Sandelholz-Räucherstäbchen dringt in unsere Nasen.
Wow! Wo sind wir hier…???
Wir sind in Yangon, der größten und ehemaligen Hauptstadt Burmas. Für die meisten Touristen beginnt hier die Reise. Es ist nicht die schönste, aber für mich mit Abstand eine der interessantesten Städte in Südostasien.
Was ist so anders bzw. so besonders an Yangon?
Es ist wahrscheinlich der Mix der Kulturen und Religionen und gleichzeitig die jahrzehntelange Isolation von insbesondere der westlichen Welt, die Yangon und das ganze Land so spannend macht.
Goldene buddhistische Pagoden, Moscheen, Kirchen und indische Hindu-Tempel sind über die Stadt verstreut. Wir wohnen in den Altstadt, in Little India, was für mich das interessanteste Viertel ist. Es ist super-mulikulti. Neben Burmesen leben und arbeiten hier Menschen aus Indien, Nepal, Bangladesch, China und einigen anderen Ländern.
Was direkt auffällt: Die Kleidung und ihr “Styling”. Fast alle Männer tragen die traditionelle burmesische Kleidung: lange, rockähnliche Longhis, die in einem speziellen Knoten vorn gebunden werden. Schaut mega-cool aus, wie ich finde.
Frauen tragen Tanaka, eine Paste aus Sandelholz im Gesicht. Es ist ein traditionelles Make-up, das aus kulturellen Gründen, aber auch als Sonnenschutz und zur Hautpflege getragen wird. Ihre Kleidung ist auffallend “unwestlich”. Die traditionelle Kleidung ist ein seitlich gebundener Sarong und ein hochgeschlossenes Kurzarm-Top.
Alle Paar Meter verkauft jemand an einem kleinen Stand Betelnuss und Zigarren. Nach ersterem sind die Leute hier echt süchtig. Das Zeug soll ein wenig aufputschend wirken. Sowohl Männer als auch Frauen Fast kauen auf diesen Nuss-Stücken rum und spucken anschließend ein rotbraunes Zeug auf die Straße. Alles ist voll von der rotbraunen Rotze.
Die schönen alten Kolonial-Häuser sind häufig in einem desolaten Zustand. Halb verfallen, von schwarzem Ruß bedeckt, Farbschichten lösen sich ab. Die Straßen und Bürgersteige haben auch mal bessere Zeiten gesehen. Seltsamerweise sehen wir in diesem Teil von Yangon keinen einzigen Roller. Neben Autos, kleinen Lkws und Bussen ist die gute alte Fahrrad-Rickscha das bevorzugte Verkehrsmittel.
Was uns aber am meisten umhaut, sind die Leute.
Ich habe noch nie, in keinem anderen Land so viele nette, lächelnde, hübsche Gesichter gesehen. Wir müssen nur aus unserem Hotel auf die Straße treten und schon werden wir von jedem zweiten gegrüßt. Absoluter Hammer. Es ist fast schon komisch. Die Menschen scheinen sich total zu freuen, das wir ihr Land besuchen. Keine nervigen Schlepper wollen uns aggressiv irgendwas verkaufen, lediglich die Money-changer sprechen uns auf der Straße an, lassen uns aber schnell in Ruhe, als wir ablehnen.
Es ist unfassbar interessant, einfach nur durch die Straßen der Altstadt zu laufen und die ganzen neuen, Eindrücke in sich aufzusaugen, das neue Essen zu probieren, auf einem kleinen Plastikhocker am Straßenrand sitzend Tee zu trinken und sich mit wildfremden Menschen zu unterhalten.
Es ist ein wirklich intensives Erlebnis, in Yangon anzukommen.