Wer die an der Westküste der Südinsel reist, kommt kaum an einem der beiden berühmten Gletscher, dem Fox Glacier und / oder dem Franz Josef Glacier vorbei. Ich entscheide mich für den letzteren und buche eine ganztägige Gletschertour. Ich hab mal wieder Riesenglück, denn die Touren sind extrem beliebt und die zwei Holländer aus meinem Schlafraum bekommen nur kurze Zeit später keine Plätze mehr. Franz Josef Village ist eine kleine Siedlung mitten im Regenwald mit nur zwei Straßen und rund 300 Einwohnern. Der Rest besteht aus Hotels, Backpacker Hostels und Pensionen. Ein astreines Touri-Kaff also. Macht nichts, denn die meisten wollen nur auf den Gletscher drauf oder zumindest mal kurz ins Gletschertal, für die Bequemen mit großem Portemonnaie werden auch Heli-Flüge angeboten. Der Gletscher wurde übrigens durch den deutschstämmigen Geologen Haast nach Kaiser Franz Josef I von Österreich benannt, was angeblich als Gruß an einen Ösi-Kollegen gedacht war.

In der Früh geht es los, wir bekommen einiges an Equipment mit und fahren ein paar Minuten zum Gletschertal. Es folgt eine Einteilung in mehrere Gruppen mit unterschiedlichem Fitnesslevel – in welche man geht, muss man selbst entscheiden. Zu Beginn laufen wir durch eine Moränenlandschaft, bis wir das Gletschereis erreichen. Der Gletscher verändert sich im Moment extrem schnell, d.h. er schmilzt und ändert dadurch seine Form.

Es ist ohnehin faszinierend, dass die Gletscher im Tal fast den Regenwald berühren – und das auch in rund 10 km Küstenentfernung! Kurz bevor es auf das Eis geht, schnallen wir unsere Spikes an. Voll witzig, mit den Dingern durch das Schotterbett zu laufen. Noch mehr Spaß macht es jedoch auf dem Eis, denn es erfordert schon ein wenig Balance und Konzentration. Unsere Guides sind die coolsten Typen überhaupt. Obenrum hat keiner mehr als ein T-Shirt an! Die müssen jedoch auch wesentlich mehr schuften, denn um den Gletscher zu begehen, wurden an vielen Stellen Stufen ins Eis geschlagen. Die schnelle Veränderung des Eises erfordert aber häufig eine tägliche Neu- bzw. Nachbearbeitung der Stufen. Diese schmalen Jungs müssen also immer wieder mal mit der Spitzhacke ran. Wer braucht da schon ne Jacke?!

Nichtsdestotrotz, die Tour ist eine hervorragende Fitnessübung. Wir klettern viele Stufen rauf und runter, bei manchen muss man sich an einem Seil etwas hochhangeln, durchqueren Eisschluchten und hüpfen über metertiefe Eisspalten. Wir sollen zusehen, dass wir nicht reinfallen, sagt unser Guide. Danke, habe ich nicht vor! Das Eis ist an vielen Stellen richtig blau, die Farbe von Eisbonbons kommt nicht von ungefähr.

Beim Abstieg sind wir die einzige Gruppe, die noch eine richtig coole und recht tiefe Eishöhle zu sehen bekommt. Die Höhle hat nur einen Eingang, ist ca. einen Meter breit und man kommt ziemlich nass raus. Faszinierend! So langsam wird es echt anstrengend. Alter Schwede, 6 Stunden auf dem Eis zu verbringen ist echt hardcore! Als wir wieder in der Moräne sind und unsere Spikes abschnallen, fallen einige Engländerinen, die den Abend zuvor noch einen heben waren, fast um. Was für eine Mörderkondition unsere Tourguides haben müssen! Zum Glück wusste ich in etwa, worauf ich mich einlasse (danke Vanessa!). Aber wie so oft, sind die anstrengendsten Sachen am Ende doch die mit dem größten Spaßfaktor.