Die Golden Bay – Spektakulärste Küste der Südinsel

Die Golden Bay, der Küstenabschnitt im äußersten Nordwesten der Südinsel, trägt den Namen nicht etwa wegen der goldenen Strände, wie ich zunächst vermutet habe, sondern weil hier früher angeblich ein Goldrausch herrschte. Wie auch immer, es ist ein zutreffender Name für diese Region. Als mittlerweile erfahrener Profi-Hitchhiker komme ich unabhängig von den unmöglichen Busfahrzeiten im total abgelegenen Collingwood an und quartiere mich für ein paar Nächte in einem high-end-Hostel, ein: „The Innlet“. Traumhaft ist es hier. Ich bin mal wieder mitten in der Pampa, aber zum Relaxen genau richtig.

Der nächste Tag bringt Dauerregen mit sich. Der Vormittag lässt sich in der gemütlichen Lounge mit Blick auf den tropischen Garten gut rumkriegen, aber den ganzen Tag halte ich das nicht aus. Um der Langeweile zu entkommen, überrede ich einen Hostelgast dazu, mit mir ins 25km entfernte Takaka zu fahren. Das ist ein kleines Hippie-Kaff, wie eigentlich die gesamte Gegend hier. Wir bummeln durch die kleinen Galerien und Läden mit lokalem Schmuck und Kunsthandwerk. Die Leute schauen ziemlich alternativ aus, jeder Dritte ist tätowiert, gepierct, hat lange Haare oder Dreads – und alle sind total gechillt. Mir gefällts!

Am zweiten Tag ist das Wetter etwas besser und wir versuchen unser Glück mit ein bisschen Outdoor-Aktivität. Das Ziel ist die Landzunge Farewell Spit, die man von beiden Meeresseiten begehen kann. Wir beginnen am Strand der Inner Sea, wo das Meer durch die Landzunge geschützt ist. Es sieht fast wie ein See aus, etwas langweilig, wie ich finde. Nach 4 km geht es nicht mehr weiter, denn ab diesem Abschnitt stranden immer wieder Wale. Warum sie stranden, weiss man nicht genau. Einige kommen her, um zu sterben. Manchmal verirren sich ganze Kolonien, weil sie möglicherweise einem Leittier folgen. Einige können nicht mehr zurückgeflutet werden, so dass der Spit quasi ein Walfriedhof ist.

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Farewell Spit

Nach der Überquerung der Landzunge erwartet uns auf der anderen Seite ein 1A Sandsturm. Na großartig! Wir sind natürlich weit und breit die einzigen Bekloppten, die bei diesem Wetter durch die Wüstenlandschaft kämpfen. Kleinere Ströme, die vom der stürmischen See aus landeinwärts fließen und gelegentlich leichter Treibsand machen das Ganze noch ein bisschen spannender. Schön auch, dass wir keine Karte dabei haben und bei der schlechten Sicht auch die Wegmarkierung nicht mehr wiederfinden. Also müssen wir ein bisschen querfeldein laufen. Ein Wunder, dass man uns in das Café am Visitor Center reinlässt, so wie wir aussehen. Einmal komplett eingesandet!

Ohne mir dessen wirklich bewusst zu sein, habe ich mir das Beste für den letzten Tag aufgespart. „You cannot leave the Golden Byay without seeing Wharariki Beach!“, so die Meinung des Hostelmanagements. Wie Recht sie haben! Der nördlichste Beach der Südinsel ist ohne Übertreibung einer der schönsten Orte Neuseelands. Hier ist nichts mit faul in der Sonne rumliegen und gelegentlich planschen gehen. Der Strand kommt und geht mit den Tiden und zeigt sich nur Ebbe in seiner ganzen Pracht. Dieser Ort fasziniert, er ist irgendwie respekteinflößend und anziehend zugleich. Beim Blick auf den langgezogenen, einsamen Strand, das tosende Meer und die majestätischen Felsen wird man geradezu ehrfürchtig! Ich könnte mich hier stundenlang aufhalten und totfotografieren.

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Wharariki Beach

Wharariki Beach

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Der anschließende 10km lange Hilltop Walk über setzt dem Ganzen noch die Sahnehaube auf. Links einsame Buchten und die wilde Tasman Sea, rechts sattgrüne Hügel, man kann so weit blicken und nirgends eine Menschenseele zu sehen! Ich treffe hier nur auf unzählige Schafe, die bei meinem Anblick erst irritiert gucken und dann schnell zur Seite springen. Die sind Menschen einfach nicht gewohnt. Das ist wahrscheinlich der einsamste Walk, den man in Neuseeland machen kann! Es gibt nicht einmal einen richtigen Pfad, man folgt einfach nur den Pfählen, die den Weg markieren. Der Weg führt vorbei am Cape Farewell, dem nördlichsten Punkt der Südinsel. Die Vegetation ändert sich, man sieht vermehrt dieses trockene Dünengewächs und es wird zunehmend felsiger. Dann, endlich, taucht der Farewell Spit vor mir auf. Einfach überragend, die gesamte Landzunge, auf der ich den Tag zuvor noch gegen den Sandsturm ankämpfen durfte, von oben zu sehen. Trotz durchwachsenen Wetters ein absolutes Highlight meiner Reise.

Hilltop Walk

FarewelL Spit

4 comments

  1. Nicole

    Alex, bin jetzt schon total gespannt auf die fotos so wie du es beschrieben hast, hört sich es einfach traumhaft an. Drück dich ganz feste aus der ferne, nicole

  2. Nicole

    Alex, musste jetzt gerade nochmal nachschauen wo du genau steckst und dann erstmal rauszoomen um die orientierung zu bekommen ;-) mensch, dass ist ja ganz schoen weit weg. waere jetzt so gerne bei dir und wuerde diese tollen sachen mit dir erleben. Bin stolz auf dich. Dicken knutscha und geniesse jeden moment, nicole

    • Alexandra

      Hey Nicole, schoen dass du meinen Blog verfolgst! Ich bin ein wenig im Verzug mit Schreiben und auf den Cook Islands ist es nicht immer einfach, eine Internetverbindung zu bekommen. Dafuer weiss ich endlich wo das Paradies liegt. :) Drueck dich ganz fest und lg an Lisa!

  3. Michèle

    Au ja, ich wünschte ich könnte mich auch einfach mal für ein paar Tage zu Dir beamen und das alles mit Dir erleben, aber das geht ja leider nicht. Schade! :)