Manila – keine Stadt für zart besaitete

Manila ist eine enorme Stadt voller krasser Gegensätze: Riesige Bürotürme, Luxushotels, hypermoderne Shoppingmalls auf der einen – verwahrloste  Slums, Armut, Sextourismus auf der anderen Seite. Darauf muss man erstmal klarkommen. Manila ist irgendwie anders als die übrigen südostasiatischen Hauptstädte. Ich sehe hier keine zehnspurigen Stadt-Highways, wie in Jakarta oder Bangkok. Millionen Autos, Jeepneys, Rickshas und Menschen quetschen sich auf engem Raum nebeneinander, im Stadtteil Malate hängen Dutzende von Stromkabeln in den wirrsten Knoten über den Bürgersteigen, zwischen bunten Häuserwänden und baufälligen Baracken verkaufen Menschen Gemüse, Snacks und Handyguthaben, Wäsche hängt aus den Fenstern zum Trocknen, Hochhäuser, die eher wie überdimensionale Ostblock-Plattenbauten als moderne Wolkenkratzer aussehen, erheben sich über dem Chaos. Verwahrlost aussehende Kinder rennen in abgerissenen, schmutzigen Kleidern herum und viele betteln, sobald sie einen Touristen sehen. Und von denen gibt es nicht so viele. Anders als z.B. in Bangkok, sieht man extrem wenige westliche Touris. Allein reisende Frauen schon mal gar nicht. Alles hier ist bunter, wirrer und chaotischer und ärmer als in den anderen Städten, in denen ich bisher war.

Jeepney Manila

Straßen in Manila

Straßen Manila 2

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An meinem ersten Tag in Manila werde ich fast von einem bunt angemalten Jeepney über den Haufen gefahren werde. Auf den Philippinen gibt es Rechtsverkehr – total ungewohnt! Ich habe mich in knapp einem Jahr so sehr ans links fahren gewöhnt, dass ich mich wieder komplett umstellen muss. Jeepneys sind eine lustige Sache. Nachdem die Amerikaner nach Ende des 2. Weltkrieg von den Philippinen abgezogen sind, haben die Filipinos in die hinterlassenen US-Militärjeeps Sitzbänke eingebaut und sie als Fahrzeuge für den öffentlichen Nahvekehr eingesetzt. Die heutigen Jeepneys haben immer noch diesen old-school Style und sind mit jeder Menge Farbe, Comicmotiven und Sprüchen verziert. Diese klapprigen Blechhaufen sind aber irgendwie kultig. Man steigt ein, gibt seinem Sitznachbarn ein Paar Pesos, die bis weiter zum Fahrer durchgereicht werden. Wenn man aussteigen will, ruft man dem Fahrer etwas zu oder klopft kurz ans Blechdach.

Im heftigen Kontrast zum Leben auf der Straße stehen die Shopping-Malls. Am Eingang der Robinson Mall stehen bewaffnete Sicherheitsleute. Jede Tasche wird kurz durchgecheckt. Außer meine. Sie winken mich einfach durch. Beim ersten mal denke ich, es sei Zufall und probiere später einen anderen Eingang. Genau das gleiche Spiel! Ich fühle mich diskriminiert!

Nach 5 Minuten macht mich die Mall nervös. Es ist wie in Jakarta, kalt und modern, aber noch eine Spur kitschiger, lauter und amerikanisierter. Junge Filipinos der mit gelangweiltem Gesichtsausdruck laufen mit riesigen Frapucchino-Bechern in der Hand herum. Die Fressmeile in der Mall besteht ausschließlich aus Fast-Food Ketten. Und sie sind alle voll! Filipinos lieben Junk Food! Die Amis haben hier definitiv ihre Spuren hinterlassen.

Shopping Mall Manila

In Manila werde ich von jedem zweiten auf der Straße gegrüßt. „Hello Ma’am!“ Woran liegt es bloss, dass die Leute so freundlich sind?! Liegt es vielleicht daran, dass ich als allein reisende Frau in Manila eine seltene Spezies bin? Auch die Gruß-Mimik der Filipinos ist sehr speziell. Filipinos lächeln sehr viel und  beim Grüßen heben sie kurz die Augenbrauen. Am ersten Tag denke ich noch: Wahnsinn, wie flirty die Leute hier sind! Nach zwei Tagen wird mir jedoch klar, dass es wirklich jede(r) macht!

Man kommt ziemlich gut zurecht in Manila. Englisch ist neben Tagalog (Filipino) Amtssprache. Wirklich fast jeder spricht passables bis ausgezeichnetes Englisch. Alle öffentlichen und privaten Schilder sind auf Englisch. Es hilft ungemein, sich nicht nach der Ankunft allzu verloren vorzukommen.

Manila, Malate

Manila hat den Ruf, eine nicht besonders sichere Stadt zu sein. Man hört Geschichten über Kidnapping, Überfälle, Raub. Allerdings nie von den Leuten, die in Manila leben. Es gibt sicherlich Stadtteile, die man besser nicht allein zu Fuß erkunden sollte. Aber in Malate komme ich mir auch Abends ziemlich sicher vor, es sind viele Leute auf der Straße, alles ist voller Lichter. Aber die Polizeipräsenz ist schon enorm hier. Alle Polizisten haben eine Waffe und Knüppel am Gurt, aber auch immer ein Lächeln im Gesicht.

Das moderne Business und Shopping-Viertel Makati sehe ich nur des Nachts. Ich gehe mit den Hostelbesitzern und deren Freunden essen und danach in die Bars. Wir sind mitten im Amüsierviertel, alles ist voller Neon und Rotlicht. Wir gehen in eine Bar und die Mädels nippen an unserem Rum-Cola während die Männer versuchen, die jungen, leicht bekleideten Damen freundlich abzuwehren. Prostitution scheint hier in diesem Stadtviertel ein Teil des Nightlife zu sein. Die Philippinen sind neben Thailand eines der Hauptziele für Sextourismus in Asien. Man muss nicht lange danach suchen – auch als „normaler“ Tourist wird man ständig mit der Präsenz dieser Industrie konfrontiert. Es ist einfach zu krass.

Amüsierviertel in Makati

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Manila ist genau wie Jakarta keine Sightseeing Stadt. Das einzige einigermaßen Interessante befindet sich hinter den alten Stadtmauern. Intramuros ist die Altstadt aus der Spanischen Kolonialzeit, die rund 350 Jahre andauerte, bevor die Amerikaner in den Philippinen ankamen.

Zwischen alten Kolonialbauten und Kirchen (ja, wieder eine Besonderheit in Asien – Filipinos sind überwiegend römisch-katholisch) und in den Gassen und schattigen Plazas nimmt das Leben seinen ruhigen Lauf, Kinder spielen und laufen wild umher, alte Frauen hocken auf Bürgersteigen und klönen, Studenten flanieren durch die Gegend. Ein kleines bisschen Idyll in dieser riesigen krassen Stadt.

Intramuros in Manila